Montag, 22. Juli 2013

Wenn Nächte ehrlicher sind als Tage

Das gestrige Wetter lud dazu ein, die nächtliche Wärme auf dem Balkon zu genießen, einen Blick in den Himmel zu werfen und den Begriff "nächtliche Ruhe" zu überdenken. Ich fand schon immer, dass eine Stadt während der Nacht ihr wahres Gesicht zeigt. Draußen sind lediglich die Häuser, Straßen und Parks und gelegentlich auch mal ein Mensch, der sich nach einer durchzechten Nacht verirrt hat. Doch nie sind viele Menschen unterwegs, die das Bild der Stadt mit bunter Kleidung, oder lautstarken Gesprächen verfälschen. In der Nacht ist die Stadt nur eine Ansammlung von Gebäuden, mehr nicht. Und komischerweise ist es genau das, was in mir Wohlbefinden auslöst. Ein einziges Mal ist mein Heimatort nur das, was er zu sein scheint. Keine bösen Erinnerungen, keine Stimmen, die mir etwas einreden wollten, nur das entfernte Rauschen der Autobahn, das man mit reichlich Fantasie auch für das Rauschen des Meeres hätte halten können. Mit sehr viel Fantasie. Ich fand Zuflucht in der Dunkelheit, die mich nach einiger Zeit eingehüllt hat wie eine Decke. Es war die dritte sternklare Nacht in Folge und sie hat mehr offenbart als einige mir immer noch unbekannte Konstellationen am Himmel. Nichts Bahnbrechendes, wie der Sinn des Lebens. Persönliche Dinge; einige Entscheidungen, die letztendlich genau die richtigen waren. Vielleicht sogar Schicksal, wer weiß das schon? In diesem völligen Gleichgewicht wurde ich durch sämtliche Emotionen geschleudert, musste an vieles denken, ohne jedoch überfordert zu sein und ohne mich dabei zu schlecht zu fühlen. Es gab allerdings gestern eine Unterhaltung zwischen K und mir, die mich kurzzeitig aus der Bahn geworfen hat. Anspielungen, die dazu geführt haben, dass ich einem Treffen zugestimmt habe, was nicht verwerflich ist, nicht falsch und nicht schlimm. Eigentlich. Es ging wie so oft um körperliche Nähe und meine Hemmungen, die ich ihm gegenüber nie wirklich erklärt habe. Einerseits, weil ich ihm keine Rechenschaft schuldig bin und andererseits, weil ich selbst keine genaue Erklärung dafür habe. Außer meinen generellen mentalen Zustand, der mir gerne einen Strich durch die Rechnung macht, mich einschränkt und mich schon häufig potenziell gute Tage und Erlebnisse hat ausschlagen lassen. Trotz aller Bedenken über diese Unterhaltung, die zu viel "Vielleicht sollte ich dich überrumpeln" und "Einfach machen" beinhaltete, habe ich dem Treffen zugestimmt. Ein Treffen, das mir schon jetzt Bauchschmerzen bereitet, weil es ihm wahrscheinlich die Möglichkeit bietet, mich weniger bekleidet zu sehen. Obwohl mir da auch schon eine Lösung eingefallen ist, mit der ich leben kann. Eventuell. Wenn nicht kann ich immer noch die Flucht ergreifen. So viel zum Thema nächtliche Ruhe: äußerlich entspannt und im Inneren laufen die Monologe um die Wette. Was ist richtig, was ist falsch? Ja oder nein? Sollte ich, oder lieber doch nicht? Und trotzdem war es die schönste Nacht seit langer Zeit. Wir denken immer, man müsse den Tag nutzen, doch vielleicht sind es gerade die Nächte, denen man mehr Beachtung schenken muss. Nicht zum Schlafen, sondern um die Augen offen zu halten. Nehmt euch die Zeit einen Blick in den Sternenhimmel zu werfen, es lohnt sich! Nehmt euch Zeit, um in den Schatten nach Schönheit zu suchen! Nicht nur in der buchstäblichen Nacht, sondern auch, wenn die Dunkelheit über euch hereinbricht. Wären diese beschissenen Zeiten nicht gewesen, hätte ich mindestens einen wundervollen Menschen niemals so kennengelernt, wie ich es letztendlich getan habe und ich bin froh, dass es so war. Ein leuchtender Sternenhimmel macht sentimental. Die Nacht verschaffte also teilweise Klarheit und hatte dennoch etwas Beängstigendes an sich. Vielleicht war es die Stille, in der selbst ein Flüstern zu laut wirken konnte, vielleicht aber auch die Erkenntnis, dass ich trotz aller Bemühungen nicht die Person sein kann, die ich gerne sein würde. Es liegt nicht in meiner Natur und es ist nicht einmal schlimm. Ich kann auch nicht das sein, was andere wollen. Ich bin ich -  wer auch immer das ist. Die Zweifel und Unsicherheiten bleiben trotzdem, doch es gibt Menschen denen ich am Herzen liege. Ich darf es nur nicht vergessen; egal wie laut die Stimmen im Inneren schreien.
Macht euch einen wunderschönen Tag in der Sonne, nur vergesst bitte das Trinken nicht! Und wo wir gerade beim Thema sind, die Smoothie Seite ist nun online, vielleicht findet ihr da eine Erfrischung. ☼

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